ESSLINGEN. Das Herbstprogramm der Reihe „Jazz in der Dieselstraße“ offeriert 2001 vornehmlich in Deutschland lebende Musiker. Doch die Szene hier ist längst international und bedient sich weltweiter Verflechtungen. Christa Wörner ist es erneut gelungen, für das alternative Kulturzentrum in Esslingens Industriegebiet entlang der B 10 ein interessantes Programm zusammenzustellen, das sich offen für Entdeckungen zeigt. Nun sind vielfach Grenzüberschreitungen und Performances
angesagt.
Die in Berlin wohnhafte japanische Pianistin Aki Takase gehört zu den Künstlern, welche in Esslingens Dieselstraße 26 sozusagen eine künstlerische Heimat gefunden hat. Über die Region hinaus weiß man, dass der Sonntagsjazz ein aufgeschlossenes und aufmerksames Publikum anzieht. Am 23. September startet Aki Takase das diesjährige Herbstprogramm zusammen mit dem aus Nürnberg stammenden Bassklarinettisten Rudi Mahall. Beide verbinden und verbünden Tradition mit Avantgarde, wenn sie sich der Musik des legendären Innovators Eric Dolphy annehmen.
Der aus der französischen Schweiz kommende Pierre Favre lehrt seit langem an der Stuttgarter Musikhochschule und hat dort viele subtile Perkussionisten ausgebildet. Sein neues Projekt nennt Favre „Singing Drums“, und als zweiter eidgenössischer Schlagwerker wirkt Lucas Niggli mit. Das Quartett wird vervollständigt durch den italienischen Saxofonisten Roberto Ottaviano und den französischen Meistertubisten Michel Godard. Am 7. Oktober wird dieses Ensemble in der Dieselstraße gastieren.
Für den Sonntagsjazz am 28. Oktober ist ein wahrhaft elektrisierendes Doppelkonzert angesagt. Der nun in Schwäbisch Hall an der Fachschule für Mediengestaltung dozierende Fried Dähn wird sein elektronisches Cello mit den Performance-Künsten der Vokalistin Ulrike Helmholz kombinieren. Noch mehr fürs Auge bietet dann der Gitarrist Thomas Maos. „Beyond Fire“ nennt er sein Konzert für acht Diaprojektoren und elektronische Gitarre.
Mit seinen originellen Cover-Versionen von Morricone-Filmhits erregte der Pianist Jens Thomas eine „ausgezeichnete“ Aufmerksamkeit. Nun hat er sich Welterfolge von Sting vorgenommen. Der neue Duo-Partner des Hannoveraners Thomas besitzt erst recht Rang und Namen:
Christof Lauer, der expressive Tenor- und Sopransaxofonist aus Frankfurt am Main. Der 11.11. erscheint wirklich als der richtige Termin für das gewitzte Unternehmen.
Das in Esslingen beheimatete „Classic Space Orchestra“ betreibt vielfaches Grenzgängertum – es muss nicht immer der reine Jazz sein. Da werden Kompositionen von Helmut Lachenmann und Wolfgang Rihm, von Friedrich Silcher und Carl Maria von Weber integriert und verarbeitet. Ein unorthodox besetztes „Orchester“ mit Keyboards (Edgar Müller), Gitarre (Christoph Berner), Bass (Andy Kemmer) und Schlagzeug (Helmut Kipp).
Zum Jahresende erfolgt das übliche Doppelkonzert mit jungen Künstlern aus der Region. Das Quintett „Schnute“ vollführt ein zeitgeistiges Konglomerat, welches mit „Drum’n’Bass,/TripHop-Set/NuJazz“ apostrophiert wird. Ein Stilmix älterer Musikgenres praktiziert dagegen das Quartett „Crazy People Music“ um den Schlagwerker Hans Fickelscher. Mit von der humorvollen Partie sind die drei Bläser Jochen Feucht, Saxofon und Flöte, Sebastian Studnitzky, Trompete, und Ralf Bauer, Posaune. Die Anfangszeit des Doppelpacks am Freitag, dem 28. Dezember 2001, ist erst 20.30 Uhr.
|