STUTTGART. Furios gab sich das
Finale des viertägigen Festivals „LBBW JazzOpen“ fürwahr: DeeDee Bridgewater
begann ihren Auftritt im Duo mit dem Drummer André Ceccarelli und bewegte sich von der ersten Sekunde an auf höchstem Intensitäts- und Improvisationsniveau. Eine wirklich kreative Künstlerin, musikalisch voll emanzipiert, raukehlig in der Stimme, ohne falsche Sentimentalitäten. Als die Vokalistin 1999 auf dem gleichen Podium zusammen mit Lionel Hampton konzertierte, musste sie sich in ihrem Temperament zurücknehmen, um den altersschwachen Vibrafonisten, der beängstigend im Zeitlupentempo agierte, nicht noch mehr bloßzustellen. Jetzt konnte sie bei den JazzOpen ihr souveräne Artistik voll ausleben,
ihre r individuellen Ausprägung treu bleiben und brauchte trotzdem Ella Fitzgerald als Vorbild nicht zu verleugnen. Süffisant imitierte auch DeeDee Bridgewater
überaus klangecht diverse Instrumente - ein einzigartiges Energiebündel, keineswegs eine betuliche Nightclub-Tante. Interaktionsfreudig kommunizierte die in Frankreich lebende Afroamerikanerin bestens mit dem Pianisten Thomas Bramerie. Nur schade, dass die Performance nicht aufgezeichnet wurde. Der Südwestrundfunk hat sich eben rar gemacht.
Als Jury-Mitglied „entdeckte“ DeeDee Bridgewater bei der „Thelonious Monk Institute Vocal Competion“ vor drei Jahren Jane Monheit, die mittlerweile dank eines guten Managements weltweit schnell
bekannt wurde – und die Schönheit der Monheit regelrecht vermarktete. Am 3. November 1977 wurde das Gesangstalent geboren, das sich
dann an Sarah Vaughn und Carmen McRae orientierten sollte. Jane Monheit bedient sich altvertrauter Standards, deutet deren Texte adäquat aus und konserviert die Stimmungen antiker Jazz-Zeiten perfekt. In Stuttgart dabei auch die Schnulze „Over The Rainbow“, die sie bereits im zarten Alter von zwei Jahren angestimmt haben soll. Die mittlerweile 23-Jährige glänzt mit einer durchaus angenehmen Stimme. Doch als wirkliche Jazz-Sängerin müsste sie auch improvisieren wollen und können – nur brav die Themen vorzutragen, dies gilt nicht.
Begonnen hatte der Abend übrigens mit der Formation des Berliner Gitarristen Paul Schöne, der im Vorjahr den (von Nana Mouskouri unterstützten)
Nachwuchswettbewerb der JazzOpen gewonnen hatte. Schönes freundlicher Rock-Jazz wirkte weitgehend bieder und müde.
Über mangelndes Zuhörerinteresse mussten sich die Veranstalter diesmal nicht beklagen. Aus der Region Mittlerer Neckar strömten genügend Fans nach Stuttgart. Andere und bessere Festivals gab es am gleichen Wochenende zuhauf, man denke nur an das monströse „Northsea Jazz Festival“ in Den Haag. So verwundert es nicht, dass sich vielfach die Programmpunkte ähnelten, wenn die amerikanischen Stars auf dem Alten Kontinent allerorten präsent waren. Hätte das Wetter besser mitgespielt, dann wäre dem Freiluft-Part bei „JazzOpen“ ein noch größerer Erfolg beschieden gewesen. Trotz ungemütlichen Regens hatte Al Jarreau draußen auf dem Bosch-Areal noch am meisten Publikum angezogen.
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