„Jugend jazzt“-Regionalentscheid in Waldshut-Tiengen

Intonationsreine „Vocalcombo“ und 
knackige „Subject Big Band“

Formationen aus Tiengen und Göppingen kommen ins Finale

- Text und Fotos von Hans Kumpf -


WALDSHUT-TIENGEN/GÖPPINGEN. Das hat es bei dem seit 1979 in Baden-Württemberg durchgeführten Wettbewerb „Jugend jazzt" noch nie gegeben: ein feminines Vokal-Quintett. Nicht die englischen „Spice Girls" oder gar Vocalcombo der KGT-Jazzbanddie deutsche Retorten-Gruppe „No Angels", sondern die alt-amerikanischen „Andrew Sisters" dienten hier ohrenfällig als Vorbild für die südbadischen Gesangstalente. Das jiddische Lied „Bei mir bist du schön" gehört deshalb selbstverständlich ins Repertoire, obgleich noch dem jetzt gerade 70 Jahre alt gewordenen Joe Zawinul, dem in der Neuen Welt so erfolgreichen Wiener mit bulgarischem Zigeunerblut, Tribut gezollt wurde, und zwar mit dem schmissigen „Birdland". Für ihre perfekte Stimmkultur erzielten Lea Nirk, Luise Kirchhoff, Judith Gamp, Susanne Fritz, und Michaela Nagl einen 1. Preis.

Offiziell nennt sich diese Gruppierung „Vocalcombo der KGT-Jazzband". Und eine Jazzband vom Klettgau-Gymnasium Tiengen landete bereits vor drei Jahren beim swingenden Kräftemessen im Südweststaat auf Platz 2 und ist mittlerweile digital auf einer Sieger-CD verewigt. A cappella beeindruckten die fünf goldkehligen Schülerinnen besonders durch ihre Intonationsreinheit und Präzision, das Improvisieren überließen die Damen freilich den instrumentalen Herren. So stach im Begleitquartett der versierte Trompeter Menzel Mutzke hervor.

Alexander Eissele Alexander Eissele verbuchte bei „Jugend jazzt" mit seiner wechselnd besetzten „Lumberjack Big Band" wiederholt Erfolge. Nun hat der mittlerweile in Lüneburg als klassischer Orchesterklarinettist tätige Allround-Künstler in seiner Heimatstadt Göppingen einen jüngeren Jazz-Klangkörper ins Leben gerufen, nämlich die „Subject Big Band" Auch hier zählt das kollektive Power-Play samt knackigen Rock-Elementen, wobei es an solistischen Leistungen keineswegs mangelt. So verfehlten die Chuck-Mangione-Ballade „Children Of Sanchez" und„You Gotta Try.... Harder" des Swing-Klassikers Sammy Nestico ihre Wirkungen nicht. Der Jury (Werner Stiefele, Hans Kumpf und Uwe Leiber) fiel ihr Urteilsspruch leicht. Die Göppinger Formation kann also am 21. September in Ludwigsburg beim Finale teilnehmen. Am29. September dürfen gleichfalls in den dortigen „Bauer Studios" die Sieger eine Compact-Disc aufnehmen. Das Preisträgerkonzert samt SWR-Rundfunkmitschnitt ist für den 30. November in der Stuttgarter „Villa Berg" terminiert. Vor dem„öffentlichen Vorspiel" im Foyer des Klettgau-Gymnasiums fand heuer die erste Regionalausscheidung in Ludwigsburg statt, die dritte und letzte erfolgt am 13.Juli ab 13 Uhr im Restaurant „Waldsee" von Freiburg/Breisgau.

Beifall der zu würdigenden mühsamen Arbeit ihrer Musikerzieher schafften das „Groove Project" aus Singen und das Quintett „Jazzy Lame" (Lörrach) den Sprung in die Endrunde nicht. Jazzorchester vom Hochrhein-Gymnasium Gleichfalls nicht qualifizieren konnten sich zwei Big Bands aus dem so erfreulich jazzaktiven Waldshut-Tiengen - weder die Big Band der Musikschule Südschwarzwald, noch das Jazzorchester vom Hochrhein-Gymnasium, das immerhin mit der temperament- und gefühlvollen Sängerin Alina Wichmann aufwartete. Doch der musikalische Nachwuchs möge sich weiterhin anspornen (lassen), denn 2005 heißt es beim Landesmusikrat und beim Kultusministerium Baden-Württemberg wieder „Jugend jazzt". Das Höchstalter für die Wettstreiter liegt bei 25 Jahren, und so haben die Teenager von heute noch genügend Zeit zureifen...


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