Endausscheidung

Baden-Württembergs „Jugend jazzt“
Finale in Ludwigsburg: Teenager im Profisound

Drei Mal Silber und ein Silberling nach Marbach
Beste Bands kommen aus Göppingen, Emmendingen und Lörrach
Solistenauszeichnung nach Nagold, Sonderpreis nach Tiengen

- Text und Fotos von Hans Kumpf -


LUDWIGSBURG, Inzwischen jazzen so manche Teenager fast so ausgereift und souverän wie ausgebuffte Profis. Bei der Endausscheidung des baden-württembergischen Wettbewerbs „Jugend jazzt" ließen vor allem die Combos aufhorchen. Zu dem seit 1979 zumeist alle drei Jahre durchgeführten Kräftemessen der swingenden Art hatten sich heuer weniger Big Bands als früher gemeldet, dafür stiegen zwei selbstbewusste Solisten in den Ring. Bei ihren Urteilen hatte es die Jury sicherlich nicht immer ganz leicht. Ein überaus faires und mit herzlichem Zwischenbeifall nicht geizendes Publikum hatte die Youngsters noch angespornt und unterstützt. In drei Regionalentscheiden in Ludwigsburg,Subject Big Band Waldshut/Tiengen und Freiburg/Breisgau konnten sich elf Formationen für das Finale in den renommierten „Bauer Studios" qualifizieren.

Unumstritten siegte die „Subject Big Band" aus Göppingen in der Kategorie „Big Band". Geleitet wird der neu formierte Klangkörper von dem Alexander Eissele agilen Alexander Eissele, der zuvor auch mit seiner erfolgreichen „Lumberjack Big Band" das jazzrockige Moment favorisiert hatte. Präzises Zusammenspiel und dynamische Power entwickelten die Instrumentalisten bei „Ya Gotta Try Harder", „Children Of Sanchez" und „Afterburner". Glänzend mit dabei einzelne Improvisatoren, wie beispielsweise der Gitarrist Simon Krickl.



LabRadorsDamit „jüngere" Jazzorchester eine bessere Chance haben, wurde längst eine eigene Wertungsklasse von Schüler-Big-Bands eingeführt. Hier kam auf den 1. Platz die Formation „LabRadors" aus Emmendingen. Der flinke Bassgitarrist der jungen Truppe, Adrian Hauser, ist ganze elf Jahre alt. Unkonventionell der Auftritt mit Raumklängen, als die Bläser in den „Bauer Studios" anfangs durch die Zuschauerreihen marschierten. Und von den Girls an den Saxofonen bekam man noch bauchnabelfreie Soli geboten. Im Repertoire hatten die von Dieter Gutfried betreuten „LabRadors" sowohl einen Duke-Ellington-Hit als auch zwei Kompositionen von Herbie Hancock.


JazzattackMit cooler Noblesse agierte „Jazzattack" – das Quintett aus Lörrach wurde zum Gewinner in der Sparte „Combos". Mal lyrisch abgeklärt, dann auch hot.mäßig aufgeraut blies der 19-jährige Malte Dürrschnabel in sein Altsaxofon. In souveräner Könnerschaft standen ihm Pianist Lukas Rabe, Gitarrist Sebastian Scheipers, Bassist Konstantin Uhrmeister und Schlagzeuger Moritz Baumgärtner nicht nach. Mit „Perspektiven" brachten die Südbadener eine Eigenkomposition ein, mit Chick Coreas „Spain" frischten sie einen bewährten Klassiker auf. 

Den 2. Platz errangen bei den „Combos" das Septett „Mahadöh", das sich nach einer indischen Gottheit benannt hatte. Die Breisacher stießen bei John Coltranes „Naima" noch nuanciert in die Gefilde des Free Jazz vor. Den 3. Preis teilen dürfen sich das unkonventionelle Trio „Dry Pack" (Emmendingen) und die muntere „SG Jazz Band 2002" (Schwäbisch Gmünd).

MahadöhDry Pack



 

KGT Vocal ComboEinen Sonderpreis erhielt die „KGT Vocal Combo" aus Waldshut-Tiengen. Hier handelt es sich um fünf singende Schülerinnen des Klettgau-Gymnasiums Tiengen samt Rhythmusgruppe und einem solierenden Trompeter. Die Mädels tönen intonationsreinst wie einst die „Andrew Sisters", und wenn Menzel Mutzke sein Horn mit einem Dämpfer stopft, vermeint man Miles Davis herauszuhören. Allenthalben: „Bei mir bist du schön", aber auch einen „Manhattan Transfer"-Sound in Joe Zawinuls schmissigem „Birdland".



Markus HarmErst 14 Jahre alt ist nun der Altsaxofonist Markus Harm aus Nagold, aber sein Ton ist schon ausgereift, sein Spiel insgesamt profimäßig. Da fühlt man sich an Paul Desmond und den Westcoust-Jazz erinnert. Mit „Tenor Madness" und „Black Orpheus" vermochte der Altist bestens zu überzeugen.


 

Sozusagen drei Mal Silber ging bei dem aktuellen Wettbewerb nach Marbach am Neckar. Wenn es nicht zu einem 1.  Preis reichte, so war die Leistung im höchsten Maße anerkennenswert. Schließlich werden die diversen Schillerstädter mit einem „Silberling" geehrt, denn am 29. September 2002 dürfen auch sie sich in den „Bauer Studios" an der gemeinsamen Sieger-CD beteiligen.  Dies gilt für den vielseitigen und vielbeschäftigten (Solo-)Gitarristen Felix Gschwind genauso wie für zwei Großformationen. Frédéric Rabold ist mit seiner stets jungen „MB Big Band" der Musikschule Marbach-Bottwartal bei „Jugend jazzt" schon ein Oldie. Sein Markenzeichen ist längst, dass neben Vertrautem („Sidewinder") ein freitonales Stück („Christin's") vorgetragen wird, wobei Trompeten in Wassereimern blubbern.

Felix Gschwind MB Big Band

   

 

 

 

 

 

Auf Rang 2 der „Schüler- Big Bands" landete FSG Big Band die „FSG Big Band" vom Friedrich-Schiller-Gymnasium. Beim Finale vertrat Eduard Fahrenkopf gewissenhaft den derzeit in Polen weilenden Bandleader Andreas Rapp. Die Noten stammten wiederholt aus der Feder von Peter Herbolzheimer. Respektabel auch hier die pädagogische Arbeit und der Eifer sowie das Können der Schüler.

Für 30. November 2002 ist in der Stuttgarter „Villa Berg" das Preisträgerkonzert geplant. Der Südwestrundfunk wird mitschneiden und die 45-minütige Sendung noch im Dezember ausstrahlen. Bis zu diesem Termin soll auch die CD der Erst- und Zweitplatzierten sowie mit den Sonderpreisträgern fertig gestellt sein.

 


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